Seine streng soldatische, auf Korpsgeist und Pflichterfüllung ausgelegte Erziehung, mehr aber noch die persönliche Anhänglichkeit an Arthur von Falkenhayn, den er als ehemaligen Erzieher im höchsten Maße schätzte,[6] verbot es zunächst dem Kronprinzen, in offene Opposition zu den Ausblutungsplänen General Erich von Falkenhayns und Schmidts von Knobelsdorf zu treten. Diesen stand er jedoch, seinem eigenen, 1923 verfassten Rückblick zufolge, von Anfang an skeptisch gegenüber.[7] Wie er dort weiter berichtet, überzeugte ihn Falkenhayn, nachdem die Offensive bald an Schwung verloren hatte, darin, dass die Einstellung der Angriffe geboten sei. Während dieser jedoch – unter dem Einfluss Schmidts von Knobelsdorf – seine Meinung wieder änderte und die Fortsetzung der Schlacht um Verdun befahl, blieb der Kronprinz bei seiner Überzeugung. Da er in General Schmidt von Knobelsdorf den eigentlichen Betreiber des Angriffs sah[8] und dessen Einfluss auf den schwankenden Willen Falkenhayns missbilligte, konnte er schließlich im August 1916 dessen Versetzung erreichen. Ab Ende November 1916 war Wilhelm Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“.
In dem sich im Jahresverlauf 1917 zuspitzenden Machtkampf zwischen der Obersten Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff und der Reichsregierung, die sich, zunächst mit der Rückendeckung des Kaisers, um eine Mäßigung in der deutschen Kriegszielpolitik bemühte und nach Ansicht ihrer Gegner einem Verständigungsfrieden zuneigte, nahm Kronprinz Wilhelm sehr entschieden Partei für die Militärführung und schwächte durch vehemente Äußerungen und interne Kritik die Stellung der zivilen Berater seines Vaters. Den Rücktritt des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg am 13. Juli 1917 bezeichnete er als den „schönsten Tag seines Lebens“. Auch zum Sturz des Leiters des Kaiserlichen Zivilkabinetts, Rudolf von Valentini, der im Januar 1918 von den Militärs aus dem Amt gedrängt wurde, trug er durch druckvolles Auftreten bei. All dies schwächte die politische Position Kaiser Wilhelms II., der seinen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte verlor und die Kontrolle der Geschicke Deutschlands vollends der Heeresleitung überließ.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_v ... 1882–1951)